V36 027

Im Auftrag der Deutschen Wehrmacht entwickelte eine Arbeitsgemeinschaft, in der fast alle deutschen Lokomotivhersteller mitwirkten, eine Typenreihe normalspuriger Diesellokomotiven verschiedener Leistungen. Diese Lokomotiven waren für die Beförderung von Eisenbahngeschützen und Eisenbahnpioniergeräten, für den Einsatz in Kriegshäfen, auf Militärflughäfen, in Munitionsfabriken sowie in Betrieben mit hohem Explosionsrisiko vorgesehen. Gegenüber den Dampflokomotiven sollten sie ohne die verräterische Rauchentwicklung auskommen und schnell verfügbar sein. Von dieser Typenreihe wurden mehr als 300 stück gebaut. Sie stellte zu der Zeit den am häufigsten gebauten Dieselloktyp Europas dar. Betrieblich und wirtschaftlich hat sich die V36 bewährt. Beliebt waren die Lokomotiven bei dem Lokpersonal vor allem deshalb, weil die schweren körperlichen Arbeiten, wie Kohlenladen, Entschlacken, Heizen, Wassernehmen usw. wegfielen. Der Aktionsradius der V36 war gegenüber Dampfloks ähnlicher Leistung wesentlich größer.

Die Lokomotiven stellten nach dem Kriegsende eine willkommene Bereicherung des durch den Krieg zerstörten und heruntergewirtschafteten Lokbestand der DR da. Vorrangig die Bahnbetriebswerke Rostock, Wismar, Schwerin, Neuruppin und Seebad Heringsdorf hatten die V36 in ihrem Bestand. Eingesetzt wurden sie vor Nahgüterzügen, vor Leig-Einheiten und im Reisezugdienst auf Nebenbahnen, z.B. von Schwerin nach Rehna und Parchim. Zeitweise wurden sie sogar im Langlauf vor Reisezügen zwischen Schwerin und Berlin eingesetzt. Später wanderten die Lokomotiven in den Rangierdienst ab.

Die V36 027 wurde 1943 bei der Firma Deutz bebaut und gelangte zur Wehrmacht. Vor 1949 ist von dieser Lokomotive nichts bekannt. Sie wurde in diesem Jahr von der Sowjetarmee an die Deutsche Reichsbahn übergeben. Die V36 027 war durchgängig in der ehem. Rbd Schwerin beheimatet. Sie lief in den Bahnbetriebswerken Rostock, Wismar und Neuruppin. 1983 wurde sie nach Hagenow/Land umbeheimatet und Museumslok der DR und war auf vielen Ausstellungen und Sonderfahrten zu sehen.

Nach der politischen Wende wurde das Bw Hagenow geschlossen und die Lok kam nach Schwerin. Der Verein „Mecklenburgische Eisenbahnfreunde Schwerin e.V. pflegte die Lok weiter und nahm sie im Juni 2001 als Dauerleihgabe vom jetzigen Eigentümer (DB Museum) in seine Fahrzeugsammlung über. Im Jahre 2006 wurde die Lokomotive durch eine AB-Maßnahme äußerlich aufgearbeitet, wo sie ihre originale dunkelgrüne Farbgebung zurück erhielt.